Die Tätigkeit der menschlichen Keimdrüsen – bei der Frau sind das die Eierstöcke, beim Mann die Hoden, – wird von Hormonen gesteuert. Diese Hormone werden von der Hirnanhangdrüse und in den Eierstöcken gebildet und in die Blutbahn abgegeben.
Ab Geschlechtsreife der Frau, d.h. nach dem Eintreten der ersten Monatsblutung, reifen in jeweils einem Eierstock ungefähr alle vier Wochen (1 Zyklus) mehrere Eizellen heran, die in sogenannte Eibläschen eingebettet sind. Von den Eizellen kommt meist nur eine einzige vollständig zur Ausreifung. Etwa in der Mitte des Zyklus kommt es zum Eisprung. Die jetzt befruchtungsfähige Eizelle wird von einem der beiden Eileiter aufgenommen und wandert zur Gebärmutter. Wenn sich nach einem Geschlechtsverkehr befruchtungsfähige Samenfäden im Eileiter befinden, kann jetzt eine Befruchtung stattfinden.
Nach Abschluss der Befruchtung kommt es zur Verschmelzung der mütterlichen und väterlichen Erbinformationen. Dabei entsteht die Grundlage für die potentielle Entwicklung eines neuen Menschen, der nicht einfach ein jeweils halbes Spiegelbild der Eltern, sondern durch die Vermengung der Erbinformationen einzigartig ist. Sobald die Befruchtung vollendet ist, beginnt mit der ersten Zellteilung die Entwicklung eines Embryos. Innerhalb von vier Tagen wandert dann der Keim in die Gebärmutterhöhle um sich in der Gebärmutterschleimhaut einzunisten.
Die Hormonproduktion in den Eierstöcken ist untrennbar an die Eizellreifung gekoppelt. Wenn im Leben einer Frau alle reifungsfähigen Eizellen verbraucht sind, versiegt auch die Hormonbildung in den Eierstöcken. Dieser Vorgang bedingt bei Frauen die Menopause.
Während der fortpflanzungsfähigen Phase sind es zunächst die weiblichen Geschlechtshormone die im Rahmen der Eireifung gebildet und in die Blutbahn abgegeben werden. Die Östrogene werden an vielen Organen aktiv, die bei ihrer Tätigkeit auf diese Hormone angewiesen sind: bei der Fortpflanzung sorgen sie dafür, dass der Gebärmutterhalsschleim sich im richtigen Zeitraum verflüssigt, damit ihn die Samenzellen auf ihrer Wanderschaft zur Eizelle auch durchdringen können. Dieser Zeitraum ist auf ca. 72 Stunden vor und nur wenige Stunden nach dem Eisprung begrenzt. Im weiteren Verlauf sorgen die Östrogene dafür, dass sich die Gebärmutterschleimhaut so aufbaut, dass sich der Embryo nun auch einnisten kann. Außerdem informiert der jeweilige Hormonblutspiegel die Hirnanhangdrüse über den Stand der Eireifung. Ist der Spiegel hoch genug, wird von der Hirnanhangdrüse der Eisprung ausgelöst. Nach dem Eisprung bildet sich im Eierstock der Gelbkörper, der das für die Einnistung zusätzlich erforderliche Gelbkörperhormon produziert.
Wenn keine Einnistung in die Gebärmutter stattfindet, setzt keine reguläre Schwangerschaft ein. Die Produktion von Östrogenen und Progesteron nimmt wieder ab und es kommt etwa 14 Tage nach der Ovulation zur Monatsblutung. Ein Zyklus dauert also im Idealfall 28 Tage, wobei immer vom ersten Tag der letzten Periodenblutung bis zum Tag vor Eintritt der nächsten gezählt wird.
Kommt es zum Eintritt einer Schwangerschaft, werden die Eierstöcke über Signalstoffe angeregt, mit der Hormonproduktion fortzufahren. Der bekannteste Signalstoff ist das sogenannte Schwangerschaftshormon, das hCG, das im Körper der Frau normalerweise nur während einer Schwangerschaft vorkommt. Bei den Schwangerschaftstests wird daher immer überprüft, ob eben dieses Hormon im Blut oder im Urin zu finden ist. Östrogen und das Gelbkörperhormon werden in den Eierstöcken solange weiter produziert, bis der Mutterkuchen selbst in der Lage ist, ausreichend Hormone zu bilden (etwa ab der 10. bis 12. Schwangerschaftswoche).
Die Samenzellbildung in den Hoden ist keinem zyklischen Ablauf unterworfen; die Samenzellen und damit die Spermien werden kontinuierlich und meist bis ins hohe Alter gebildet. Auch bei diesem Vorgang sind es wieder die Hirnanhangdrüsenhormone FSH und LH, die die Samenzellbildung beeinflussen. Jedoch gibt es beim Mann nicht den engen Zusammenhang zwischen Keimzellreifung und Hormonbildung. Andererseits ist das samenzellbildende Gewebe empfindlicher.
Damit es zu einer Schwangerschaft kommen kann, ist aber nicht nur das richtige Funktionieren der Hormonbildung und -steuerung wichtig: die Geschlechtsorgane müssen richtig angelegt sein und es dürfen keine Funktionseinschränkungen, wie zum Beispiel durch Entzündungen verklebte Ei- oder Samenleiter, vorliegen.